Floating #1 bei KUNST&CO, 2023

 

In Serien auf Transparentpapier, Kunststoffplatten und Stoff verarbeitet Kirsten Piper diverse Fragmente und

Ornamente, die eine eigene reichhaltige Symbolik enthalten und dazu einladen, sich selbst in den Überlagerungen zu vertiefen. Über und neben begehbaren Bodenbildern und gesprayten Schablonenarbeiten installiert sie rotierende textile Raumobjekte. Ihre Arbeiten befinden sich stets in einem Spannungsfeld von Leichtigkeit, Schwerelosigkeit und Vielschichtigkeit. Die Vielschichtigkeit entsteht, so sagt die Künstlerin, durch ein Ineinandergreifen aus

Vergangenheit, Erinnerung, Veränderung und Gegenwart.

Die Ausstellung „Floating“ von Kirsten Piper vermittelt ein Wechselspiel zwischen dem Greifbaren und dem Flüchtigen – zwischen Schweben und Fallen. (Werner Fütterer)

 




Text von Prof. Dr. Käthe Wenzel:

 

Fast allen Arbeiten gemeinsam ist die Auseinandersetzung mit einem besonderen, schwebenden Raum, mit Schleiern, Schichten, Durchlässigkeit und Opazität. Die sich durchdringenden, fließenden oder reibenden Raumschichten entstehen durch eine raffinierte Sprüh- und Schablonentechnik, bei denen Farbnebel, Abdeckungen, und neue Farbschleier ein Labyrinth aus Vordergründen und Tiefen erzeugen, die sich unerwartet zurückziehen oder nach vorn treten.

Lichter werden Schatten, Flächen entpuppen sich als durchlässig – und aus ihren Schichtungen tauchen Formen und Zeichen auf.

Die Betrachter*innen begeben sich in schwimmende Räume, in denen sie wie Taucher*innen unter Wasser fündig werden (können): Zwischen Lagen von Farbe, in den unsicheren Tiefen ihrer Bildräume zwischen Fragmenten von Formen oder vielleicht Körpern oder Erinnerungen lädt Kirsten Piper zu einer Archäologie der Zeichen ein.

Dabei spannt sie einen Bogen vom Bauhaus und den Fotogrammen Lucia Moholys über die abstrakten Trickfilme der neuen Sachlichkeit z.B. von Walter Ruttmann bis zur zeitgenössischen Street Art. Im Vorbeigehen streift sie dabei Anklänge an die Vorliebe des 50er-Jahre Designs für Schablonentechnik und gesprühte Übergänge, Anklänge an die Punk-Ästhetiken der 80er Jahre – um beim immer neuen, urbanen Stencil und einem Kopfnicken in Richtung Post-Vandalismus zu landen.

Ihre Bildschichten sind Zeitschichten, historische Verbindungsgänge, Geheimkammern persönlicher Erinnerungen, und Anlegestellen für die Betrachterinnen und Betrachter.

 


 

©  Kirsten Piper | 2024